Neuseelands Südinsel per “Bike, Boat und Boot”

Zugegeben, Teil I unseres Neuseeland-Berichts ist nun schon ein paar Wochen online (räusper)… Doch jetzt, hier im fernen Griechenland, gönnen wir uns ein paar Tage Pause und da bietet sich mir die Gelegenheit für Teil II. Here we go. South Island New Zealand. Bäämm!

Nachdem wir die ersten zwei Wochen unserer Neuseeland-Reise im sonnigen Norden verbrachten, zog es Nadja und mich in Richtung Südinsel. Also hieß es: ab nach Wellington, von wo aus die Fähren über die Cook Strait in Richtung Südinsel starten. Hört sich einfach an, ist es aber gar nicht – wie vieles in Neuseeland. Denn die Fähre von Nord nach Süd ist nicht nur relativ schnell für die Kernzeiten ausgebucht, noch schwieriger als eine passende Fähre zu bekommen, ist eine Fähre zu einem guten Preis zu erwischen. Denn genau wie man bei den Tankstellen, Supermärkten, Drogerien und Fahrradläden mit allen möglichen Rabattkärtchen ordentlich sparen kann (ja, hier in Neuseeland ist man wirklich blöd wenn man sich keinem Rabattsystem unterwirft und irgendwo den normalen Preis zahlt), genauso sollte man auch bei der Fähre nach einem günstigen Kurs gucken. Mit der richtigen Gesellschaft zur richtigen Zeit mit der richtigen Tankstellenkarte ist die Überfahrt dann fast geschenkt. Wer flexibel ist, muss auch nicht schon ein halbes Jahr im Voraus buchen, wie gerne suggeriert. Uns hat die ganze Verwirrung um die Fähre und ihren Preis, deshalb erwähne ich es hier, ein bisschen die Vorfreude auf die Südinsel geschmälert. Doch eigentlich war es halb so schlimm – schließlich hat sich Nadja ja um alles gekümmert.

Am Hafen in Wellington angekommen mussten wir natürlich die besten Fish and Chips-Bude ganz Neuseelands unter die Gabel nehmen – oder besser deren Inhalt, nämlich fritierten Fisch und fritierte Pommes. Dabei haben wir einige Videos von der Fährfahrt über die Cook Strait angesehen. Das hätten wir besser nicht getan, denn schon der Anblick der von den Gewalten des Pacific umhergewirbelten Fähren entließ den wirklich guten Fisch schon fast wieder in die Freiheit. An der Fähre dann die Erleichterung. Der Zeiger der mechanische Sturmanzeige im Hafen steht auf grün. Also null Wellengang. Da haben wir ja nochmal Glück gehabt.

Bilder oben: So ruhig wie im Hafen angekündigt wurde es dann auch. Die Überfahrt bis in die malerischen Fjorde der Südinsel war sanfter als jede Mittelmeerkreuzfahrt im Hochsommer. So konnten wir einige Fotos machen und uns am guten Wetter erfreuen. Auch wenn der kühle Südwind uns zu Jacke und Mütze gezwungen hat. Die Hitze der Nordinsel scheint erst einmal hinter uns zu liegen.

Bilder oben: Ein bisschen Boot (also Wanderschuh, nicht das Boot…) gab es dann doch noch. Denn wir haben direkt nach Ankunft in Picton, so heißt der heilige Hafen auf der Südseite der Cook Strait, Kurs auf den Farm-Campingplatz bei Anakiwa am Queen Charlotte Sound genommen. Neben Schweinen und sonstigem Getier gibt es hier vor allem eine Spezial-Wanderung in eine abgefahrene Glühwürmchen-Höhle. Da auch Ise, Andy und Eva mittlerweile zu uns gestoßen waren, konnte ich mich den Würmchen nicht mehr entziehen und musste sogar für die völlig aufgelösten Damen Bilder von den blinkenden Bistern machen…. Schön war es…

Bilder oben: Am Tag sieht man zum Glück keine Glühwürmchen, deshalb konnten wir uns am nächsten Morgen wieder dem Ernst des Lebens widmen. Wir gehen radeln. Und zwar einen Teil des berühmten Queen Charlot Trails. Haupsächlich für Wanderer gedacht, soll sich dieser Weg hoch oben über dem Fjord auch für ambitionierte Mountainbiker eignen. Und das beste: Mit einem entspannten Wassertaxi können wir uns zum Trailbeginn shutteln lassen. Also früh aufgestanden und das erste Taxi genommen. Was soll man sagen: Obwohl das radeln eher konditionell als technisch anspruchsvoll war, war es noch erfüllender als die Glühwürmchen-Wanderung des Vorabends.

Bilder oben: Über den wirklich sehr lohnenden Küstenort Nelson, von dem wir leider keine Bilder haben (Schande über mein Haupt), geht es weiter Richtung Murchison. Nelson ist gar nicht soooo schön, für Mountainbiker aber der Kracher. Wahlweise kann man direkt an den Trails im Inland campen – oder aber am Meer. Wählt man zweite Option, so kann man nach dem radeln noch eine gechillte Runde durch die Pubs des Ortes drehen und dann lässig am Meer den Tag ausklingen lassen. OK, wir düsen weiter nach Murchison. Der Ort ist eigentlich kaum ein Ort sondern vielmehr eine bebaute Straßenkreuzung mit Pizzeria und Kanuschule. Richtig gelesen. Hier gibt es eine Kanuschule. Demnach gibt es auch Flüsse, so dachten wir. Und damit lagen wir goldrichtig. Denn neben dem fetten Buller River, gibt es hier einige Nebenbäche zu entdecken. Wir haben Glück, denn nicht nur dass es hier Flüsse gibt, sie führen sogar Wasser. Denn in den letzten zwei Tagen hat es ordentlich geregnet. Wir nehmen also in den nächsten Tagen den Buller und einige Seitenbäche unter den Kiel. Doch das Phänomen: Jeder Abschnitt hat irgendwie nur eine oder zwei Stellen. Auf Flachwasser folgt eine kernige Kernstelle, dann ist wieder Ruhe. Ein Abschnitt ist sogar nur einen Kilometer lang. Irgendwie muss man da im Flussführer schon ganz schön zwischen den Zeilen lesen um das herauszufinden. Ein echtes Highlight folgt dann doch noch. Eigentlich wollen wir nur zum Sighseeing zum Maruia-Fall, einem der bekanntesten Wasserfälle Neuseelands. Doch also ich da bei siebenundzwanzig Grad so stehe und diesen tollen Fall erblicke, packt es mich noch. Schnell bin ich umgezogen und kletter über den exklusiven Kajaker-Zugang an die Abrisskante. Ganz schön hoch das Teil. Aber wo ich schon mal hier bin. Bämm. Schneller als das umziehen ist die Befahrungs schon vorbei. Weil trotz recht flacher Landung nix weh tut, verzichte ich auf eine Zweitbefahrung.

Weihnachten haben wir dann am Buller verbracht. Und Weihnachten war es dann das erste Mal auch windstill. Zeit für uns zu lernen, was die verdammten, verfickten Blackflies sind!!

Bilder oben: Für uns ging es dann weiter in Richtung Westcoast. Nachdem wir den berühmten Pancake-Rocks einen Besuch abstatteten, fuhren wir weiter und suchten uns einen schattenlosen Campingplatz (sehr urig) in der Nähe des Moutukiekie Beach. Hier zeigen sich bei Ebbe nicht nur tauesende orange Seesterne, sondern auch tolle Fels- und Sandformationen. Das Licht dort ist unglaublich diffus und der Strand ist hundet Prozent eine Reise wert. Danach fuhren wir weiter zu den großen Gletschern der Südinsel.

Am Franz-Josef-Gletscher schnürrten wir mal wieder die Wanderschuhe. Gute 1000 Höhenmeter galt es zu überwinden um einen guten Blick auf den Gletscher zu erhaschen. Das wäre auch wirklich schön gewesen, würde nicht die Mehrzahl der Urlauber einen einfacheren Weg wählen – den mit dem Helikopter! Nicht nur dass es in einigen Orten unfassbar nach Kerosin stinkt, der geneigte Wanderer wird auch dauerhaft vom Rotorenlärm beschallt. Hinweisschilder, die besagen, dass die Helikopter die armen Touristen mit wenig Kondition auf den Berg bringen, da es ja der einzig sichere Weg für den adipösen Onkel aus USA ist überhaupt mal auf den Gletscher zu kommen, helfen da auch nicht weiter…

Bilder oben: Etwas geschockt vom Helitourismus am Gletscher, geht es für uns erst einmal weiter nach Wanaka. Vor grandioser Bergkulisse biken wir uns ins neue Jahr. Wir campen direkt am kleinen aber feinen Trailnetz des „Sticky Forest“ und feiern hier geflissentlich Sylvester. Dann geht es für uns in die Gegend von Queenstown. Zwar sind die Campingplätze am Seeufer etwas gewöhnungsbedürftig, doch hauen die Trails alles wieder raus. Hier ist für jeden Biker was dabei: Einfache Trails mit super Blick auf die Berge, kernige Abfahrten im Bikepark und abgefahrene Flowtrails mit Aussicht.

Neben dem Biken bietet sich Queenstown auch zum Paddeln an. Wir haben allerdings verzichtet, da die Logistik uns ein wenig schreckte. Im Nachhinein etwas blöd vielleicht, doch für das Biken brauchte man, im Gegensatz zum Paddeln, weder Heli noch Allrad-Shuttle. Und Heli kam für uns nach der Erfahrung am Gletscher sowas von nicht mehr in die Tüte!

Bilder oben: Nach einigen Tagen in Queenstown ging es für uns in Richtung Ostküste. Das Ziel waren die Trails im Hinterland von Christchurch. Doch vorher mussten wir ein paar Tage Büroarbeit einschieben. Dafür suchten wir uns einen malerischen Küstenstreifen bei Moeraki. Nicht nur das es hier die tollen runden Moeraki-Boulders gibt, zum Versüßen der Arbeitszeit lockten auch zwei urige Tavernen mit ansehnlichem Futter. Außerdem konnten wir hier einen weitere Touri-Punkt abhaken: For the Ladies: Robben und Pinguine.

Bilder oben: Weiter ging es Richtung Christchurch. Die Ortschaft Springfield sollte unser Quartier für die nächsten Tage werden. Eigentlich zwar nicht, denn eigentlich wollten wir direkt am Trail campen. Was wir auch versuchten. Der schönste Campspot auf unserer Reise, direkt am Trail, verwöhnte mit einem kleinen Wäldchen für die Hängematte, einem süßen Flüsschen und einer grünen Wiese direkt am Bach. Doch kaum stand das Zelt, zeigten sich schon die ersten Blackflies. Und dann wurden es so viele, dass wir wieder abrödelten und uns vertreiben ließen. Nach Springfield eben. Hier gab es keine fiesen Beißfliegen, dafür einen sehr sympatischen Campingplatz-Besitzer. Also nisteten wir uns ein und ließen uns von der untergehenden Sonne Springfields verwöhnen, bevor wir am nächsten Tag die Trails unter die Reifen nahmen. Obwohl die Trails im “Craigyburn Forest” wirklich viele Höhenmeter bieten (gefühlt viel mehr als Tiefenmeter), hat sich das Biken hier sowas von gelohnt! Abgefahren. In unfassbar cooler Kulisse. Weit oben.

Bilder oben: Einige Tage hatten wir noch, bevor wir wieder Richtung Heimat abfliegen würden. Wir düsten zurück auf die Nordinsel und ballerten in einem durch nach Auckland. Da wir nun endgültig gesättigt vom Autofahren waren, suchten wir uns einen Campingplatz in der Nähe von Auckland und befriedigten noch Nadja Gelüste nach einer Runde surfen. Surfen! Im Meer! Wo es Haie gibt! Meine Frau! Doch scheinbar machten ihr die Zahlen der jüngsten Opfer keine Bange und so surfte sich Nadja noch einige Tage in den Sonnenuntergang.

Bis dann der Flieger kam und uns in die Kälte Deutschlands zurückbrachte.

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