Lefkas für Genießer – Seekajak-Hotelreise?

Ich bin ja passionierter Camper. Schlage am liebsten wild unter dem Sternenhimmel mein Zelt auf, kann locker auch eine längere Zeit ohne fließend Wasser, Strom und Toilette auskommen und weiß den Klappspaten zu schätzen, genauso wie das erfrischende Bad im Ionischen Meer anstelle einer Dusche. Bäh würden jetzt einige Sagen. Ich nenne das Freiheit. Doch Genuss geht scheinbar auch anders…

Einem ambitionierten Camper wie mir sollte es durchaus möglich sein, sich in die Lage der „Seekajaktouren- und Camping-Novizen“ versetzen zu können. Das Reisen mit dem Seekajak neu, Campen auch. Vielleicht sogar das Reisen in einem, für europäische Verhältnisse, exotischem Land wie Griechenland. Das kann viel auf einmal sein.

Also habe ich mich überzeugen lassen und für den Herbst 2017 eine erste Hotelreise auf Lefkas ausgeschrieben. Hotelreise… naja. Es sind ja gar nicht nur Hotels, sondern vielmehr habe ich eine praktische wie auch logistisch sinnvolle Kombination aus Hotels und gemütlichen Apartments ausgesucht. Aber da ganze „Seekajak-Reise für Genießer mit festem Dach über dem Kopp“ zu nennen. Das klingt irgendwie nicht…

Start

Im Nordwesten von Lefkas liegt Agios Nikitas. Schon im Frühjahr auf unserer Pilottour auf Lefkas hat es uns das kleine Örtchen angetan. Hier starten wir. Um direkt zu zeigen was Lefkas kann, habe ich wirklich schöne Appartments direkt am kleinen Strand reserviert – ich muss mich wirklich loben. Und auch der Weg zur ersten gemütlichen Taverne ist kurz, das gemeinsame Abendessen gesichert. Doch erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Da Agios Nikitas nicht ausreichend Platz für unseren Trailer bietet, tragen wir die Kajaks von der Straße bis zum Strand einige Minuten durch den Ort. Nicht nur die Katzen staunen als wir unsere über fünf Meter langen Schifferl an den Bars und Tavernen vorbei schleppen.

Bilder oben: Schon der Start in Agios Nikitas ist verzückend. Trotz festem Dach über dem Kopf können wir genießen 😉

Lefkada City

Tag eins. Alles ist in den Kajaks verstaut. Alles? Ja, so viel ist es ja nicht. Durch den Luxus der festen Unterkünfte brauchen wir weder Zelt noch Isomatte oder Schlafsack. Auch der restliche Ausrüstungswust hält sich in Grenzen. Denn auch auf das Kochgedöns können wir getrost verzichten… Und durch das gute Wetter, die Prognose verspricht bestes Mittelmeerwetter bis zum Ende der Woche, fällt auch die Kleiderwahl zu Gunsten des Kajakgesamtgewichts aus…

Die erste Etappe führt uns in den Norden von Lefkas. Am langen Sandstrand westlich der Inselhauptstadt stehen die Ruinen alter Windmühlen. Ein Indiz dafür, dass es hier ab und an windig ist. Der Strand ist berühmt durch die vielen Kiter und Surfer. Heute herrscht Flaute – dafür waren die letzten zwei Tage wild und wir können mit einer angenehmen Dünung um das nördlichste Ende der Insel surfen. Vor der Drehbrücke, die Lefkas mit dem Festland verbindet, legen wir noch einen kleinen Sprint ein. Jede volle Stunde schwenkt sie zur Seite und lässt die Segelboote durch, wir passen aber auch im geschlossenen Zustand durch die Lücke. So können wir ungestört passieren und müssen uns die Durchfahrt nicht mit den Seglern teilen.

Durch den Hafen geht es zur Marina. Unser Hotel liegt, entzückend umrahmt von deutlich größeren Yachten als den unsrigen, direkt in der Marina. Mit Pool und Palmen, gar nicht schlecht… und das für satte 25,- Euro im Doppelzimmer. Da ist in Österreicht manch Campingplatz teurer. Nach dem Einchecken schnell eine Runde in den Pool und dann ab in die City. Noch ist nicht viel los, die Griechen sind eher nachtaktiv und verzichten auch außerhalb der sommerlichen Hitzeperiode nur ungerne auf ihre Siesta. Wir können aber unser Lieblings-Lokal für den Abend reservieren. Meine Paddelfreunde werden begeistert sein!

Bilder oben: Lefkas Stadt verspricht tolle alte Gebäude und superdupa Essen. Unser Hotel liegt direkt am Stadtzentrum, bietet Platz für unsere Boote und vom Zimmer schauen wir auf Palmen und Pool… Das Frühstück war übrigends auch allererste Sahne!

Ostküste

Am nächsten Paddeltag verhaften wir die Ostküste. Eingerahmt von den hohen Berge des Festlands auf der linken und den über tausend Meter hohen Inselbergen zu unserer Rechten. Je weiter wir in Richtung Süden kommen, desto schroffer wird es. In einer kleinen Bucht machen wir Mittag, gehen im Meer schwimmen und lassen uns von der warmen Herbstsonne trocknen.

Bei Dessimi erreichen wir schließlich unser Ziel, checken ein und genießen den restlichen Tag bevor der Tag mit gegrilltem Fisch und traditionellen griechischen Speisen wie Stifado und Moussaka sein Ende findet. Am nächsten wird noch nicht ausgecheckt. Wir haben einen Tagesausflug zu den berühmten Höhlen auf der Nachbarinsel Meganissi geplant. Im Sommer sind diese besetzt von den Ausflugsschiffen, die die Höhlen vom nahen Nidri aus anfahren. Die haben aber einen Nachteil, sie können nur von außen in die Grotten schauen. Wir können da rein paddeln. Solange die Höhle stehen bleibt ein klarer Vorteil…

Bilder oben: Wir verlassen Lefkas Stadt. und machen uns auf den Weg Richtung Süden. Wir passieren wir die Meerenge zwischen Lefkas und dem griechischen Festland

Bilder oben: Tagesausflug zu den Grotten von Meganissi

Südküste

Wir ziehen aus. Nach zwei Nächten in der wunderschönen Bucht von Dessimi packt uns das Reisefieber und es geht weiter nach Vassiliki. Diese längste Etappe der Reise ist gut 23 Kilometer lang. Sie führt uns über die extrem felsige Südküste. Buchten zum anlanden sind Mangelware. Trotzdem finden sich immer wieder kleine Strände zum Beine vertreten, schwimmen und schnorcheln. Am Nachmittag erreichen wie eine der schönsten Buchten kurz vor Vasiliki. Ein Traum mit glasklarem Wasser und weißen Kieseln. Schwimmen, Schnorcheln, Sonnenbaden – das übliche Programm. Danach folgen die letzten Kilometer bis zu unserer Behausung. Doch was ist das? Wind! Ordentlich von vorne. Wir verbrennen also doch noch ein paar Kalorien bevor wir einchecken. Die können wir im gemütlichen Fischerhafen von Vasiliki aber sofort wieder zu uns nehmen. In Form von kühlem Mythos in der Abendsonne vielleicht?

[Bilder oben: Ein Traum in blau-weiß-gelb. Die griechischen Farben in der Nachmittagsonne]

Nach dem kühlen Bier sitzen wir in einer Taverne und studieren die Karte. Da werde ich von einer Killerwespe gedemütigt und sehe mich genötigt, die auf meine Mütze lässig zurückgeschobene Sonnenbrille auf der Jagd nach dem wilden Tier kurzerhand mit einem Handkantenschlag ins Hafenbecken zu katapultieren. Schnell wird klar dass wir in Hellas sind. Wir sehen meine, zugegeben nicht ganz günstige Brille mit feinstem Schliff zur Verbesserung meiner Sehfähigkeit, noch auf einer Kante der Hafenmauer im Wasser liegen, da eilen auch schon drei hilfsbereiter Fischer mit Speeren und Keschern heran – und bergen das gute Stück. Wortkag und als wäre dies das normalste auf der Welt ziehen sich die Fischer zurück an ihre Netze und vor ihre Ouzi…

Westcoast

„Ich weiß nicht wie viele Stufen es sind. Aber ich würde euch empfehlen, diesen kleinen Tribut zu zahlen, um den beeindruckenden Teil der Küste nicht zu verpassen!“ Ich muss gar nicht lange argumentieren. Schnell ist klar was wir am letzten Tag machen. Anstatt von Vasiliki zum Südkap zu fahren – und dann wieder zurück nach Vasiliki, wollen wir das Südkap umrunden und noch einen Teil der Westküste befahren. Am Porto Katzki können wir die Kajaks dann, nachdem wir das spärliche Gepäck ausgeladen haben, die steile Treppe zum Parkplatz tragen. Dort endet dann unsere erste Lefkas-Seekajak-Hotelreise und mit zwei Taxis verabschieden wir uns in verschiedene Richtungen.

Das Südkap ist wirklich atemberaubend. Von der östlichen Seite erahnt man nicht die senkrecht aufragenden Klippen im Westen. Doch als wir um die Ecke kommen, wird klar: Dieser ist wirklich der schönste Teil der Insel. Steile Klippen, glasklares bis türkisfarbenes Wasser, weiße Strände. Daher hat die Insel auch ihren Namen „Lefkada – die Weiße“.

An unserem Ziel, dem Strand von Porto Katziki, endet das Spektakel noch lange nicht. Noch weitere atemberaubende zwanzig Kilometer wären es bis zu unserem Ausgangspunkt Agios Nikitas, dem einzigen Ort an der Westküste.

Doch wir legen am steilen Kiesstrand an und beginnen nach einem kurzen Bad im Meer mit dem ausladen der Kajaks. Dann hoch damit. Wir zählen die Stufen. Es sind neunundneunzig. Also nicht mal hundert Stufen kann ich beim nächsten Mal verkünden. Einen Strand weiter wären es knapp dreihundert gewesen – das ist dann doch eher anstrengend. Vor allem wenn die tiefstehende Sonne uns beim tragen so erbarmungslos anstrahlt – aber dafür sind wir ja schließlich in Griechenland, nicht für zehn Grad und Regenwetter…

Bilder oben: Letzte Etappe: Von Vasiliki zum Porto Katziki

Abschied

Im Nu sind zwei Fahrzeuge bestellt. Wir haben alle Boote oben, eine kleine Pita als Belohnung verdrückt und das Mythos steht auch schon wieder auf dem Tisch. Time to say goodbye! Ein Taxi fährt nach Agios Nikitas, dort haben wir am ersten Tag drei Autos stehen lassen, eins nach Dessimi um mein Auto mit Kajakanhänger zu holen.

Was kann ich nun berichten, wie war meine erste Seekajak-Hotel-Reise? In jedem Fall mal entspannt – was für Genießer eben! Da sieht man mal, wie viel Zeit an einem „normalen“ Paddeltag für Zelt abbauen, Boote laden, kochen und Logistik drauf geht. Noch nie hatte ich so viel Zeit nach dem Paddeln um ein gutes Buch zu lesen, ein Bierchen mehr zu trinken oder einfach nur die Seele baumeln zu lassen. Dass das nicht bei jeder Reise so ist, hab ich mir ja selbst so ausgesucht. Und das wird jetzt auch nicht bei jeder Reise so sein. Aber ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass eine solche Hotel-Reise auch seine Vorteile hat. Und als Versuchskanickel hatte ich ja auch die wildcamp-erpropten Kumpel Ise und Luigi eingepackt. Auch deren Meinung war mir wichtig. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die beiden Alten „Seekajak-Camp-Abenteuerurlaub-Hasen“ diese Reise genossen haben. Ehrlich!

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