Lipno: “Devils Race” und “Hell-Train” – das beste Wochenende des Jahres

Jedes Jahr Ende August wird die Wildwasser-Szene geladen. Und zwar nach Tschechien! Das “Devils Race” und der “Hell Train” in Lipno sind ein traditionelles Wildwasser-Event, dass in ähnlicher Form bereits seit über 30 Jahren besteht. Doch in den letzten Jahren wird es immer populärer, nach Lipno zu pilgern. Denn die Horrorgeschichten von Früher sind, nunja, Geschichte. Viel gesitteter geht es zu. Die Paddler:innen, die es hierher verschlägt, zeigen durchweg ein hohes paddlerisches Niveau. Vorbei die Zeiten, in denen hier jeder und jede in allem die Moldau runter schipperte, was irgendwie schwimmt.

Trotzdem ist es noch wild in Lipno. Denn das Camp, auf zwei wilde Wiesen verteilt, hat absoluten Festival-Charakter. Es gibt Dixis, keine Dusche und richtig laute lokale Musik auf den legendären Parties – so muss Festival!

Aber das allerbeste, das ist der Zug. Der “Hell Train” pendelt ständig zwischen den beiden Einstiegen und dem Ausstieg. Im Personenwagen ist es teils so voll, dass niemand umkippen kann, egal wieviel Pils vorher konsumiert wurde – denn zu allem Überfluss befindet sich der Ausschank des guten tschechischen Gebräus direkt am Bahnsteig. Das verführt natürlich, vor jeder Fahrt ein lecker Pilsken zu trinken. Und Fahrten pro Tag schafft man viele. Bis zu fünf sind dank Zug schnell drin!

Und das Wildwasser? Vom feinsten! Ok, das Wasser, dass lediglich einmal im Jahr für dieses eine Event aus dem Moldau-Stausee in Lipno abgelassen wird, das stink ein wenig. Aber die Magen-Darm-Erkrankugen halten sich im Rahmen. Dafür ist es wunderbar warm. Und so braun, dass man die Steine im Fluss – die reichlich vorhanden sind – kaum sieht. Aber das Wildwasser ist wirklich gut. Im oberen Teil faires Wildwasser drei – hier bestimmt eher die Menge an Paddlern, die gleichzeitig in ein Rapid rast, wie gut man unten ankommt. Dazu ein paar Spielwellen und nette Kehrwasser zum reinschanzen und rausrammen.

Der untere Teil ist was sportlicher. Das Wehr nach dem kleinen Stausee zwischen Ober- und Unterlauf macht den Auftakt. Mit seinem schicken Namen “the Window” ist es hier für alle das Kriterium. Über nichts wird im Camp mehr gesrochen. Da könnte ein betrunkener Schimpanse das Devils-Race gewinnen, das Window bliebe Thema Nummer eins. Denn bis man kapiert hat, wie man hier fahren muss und bis man das Fenster am Ende der Rutsche sieht, durch das man quasi trocken hindurch schlüpfen kann, vergehen locker zwei bis sechs Fahrten. Aber dann läuft es. Und rollen in der großen Welle im Auslauf ist butterweich. Nur schwimmen ist nicht gut, danach zieht es gschwind über einige große Felsen. Aber das passiert schon nicht. Nach dem Window folgt flotteres Wildwasser als oben, das Highlight ist die “bloody hand”. Außer im Rennen habe ich hier allerdings nie jemanden fahren sehen – denn das Umtragen ist unkompliziert und schnell erledigt. Danach folgen noch die “Devils Steps” (WW IV) – in denen die Linie aber eigentlich klar ist – und auch alternative Linien meist unblutig ausgehen. Wer sich nicht sicher ist, der fährt einfach jemandem hinterher, der kompetent aussieht. Davon gibt es hier schließlich einige.

Der untere Teil ist flott und fröhlich bis der Run nach gut zehn Kilometern direkt am Camp sein Ende findet.

Lipno ist einfach wunderbar. Wann ist man schonmal mit zweihundert Paddlern und Paddlerinnen gleichzeitig im Zug und auf dem Wasser? Und alle sind irgendwie nett und die Tschechen super Gastgeber. Außerdem gibt es hervorragende Palatschinke und Waffeln und immer was Gegrilltes auf die Faust!

Text: Christian; Bilder: Christian und Tom Swarat – danke!

 

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