Mit Zelt und Abenteuergeist rund um Korfu

Was macht das ideale Seekajak-Reiseziel aus? Glasklares Wasser, Palmen, Sonnenschein? Ganz klar! Wenn dieses Ziel auch noch von Deutschland aus gut erreichbar ist und die Streckenlänge zur Länge der Reisezeit passt, ist der Plan perfekt. Als Fans der griechischen Lebensart orientieren wir uns deshalb bei der Suche nach einem geeigneten Kursziel unserer Kanuschule im Herbst 2014 erstmals Richtung Korfu – und kommen seitdem jedes Jahr wieder. Denn auf Korfu ist es auch im Oktober in der Regel noch sommerlich warm und es gibt Direktflüge von allen großen deutschen Flughäfen auch noch in der Nebensaison…

Auf Korfu war ich schon einmal mit meiner Familie, 1996 – im Herbsturlaub. Viele Erinnerungen sind nicht geblieben. Aber an das glasklare, lauwarmem Wasser und das gute Essen von damals kann ich mich erinnern! Schön war es auch, vor allem an der Westküste. Weniger schön war es hingegen an der von Hotel- und Appartment-Anlagen dominierten Nordküste, an der wir damals ein Appartment hatten. Wir wissen also auch schon, wo wir mit dem Seekajak nicht lange bleiben wollen…

2014 haben wir Korfu für uns entdeckt. Seitdem sind wir jeden Herbst wieder gekommen. Dieser Reisebericht erzählt von unserer Reise im Herbst 2018.

Tag 1: Auf nach Albanien.

Bilder oben: Start der Reise nördlich von Korfu-Stadt.

Die erste Tagesetappe führt uns durch den Golf von Korfu – eine der gefährlichsten europäischen Wasserstraßen. Das albanische Festland ist hier nur einen Katzensprung entfernt – lediglich zwei Kilometer trennen hier Albanien und Korfu. Allerdings besteht die Gefahr des Golf von Korfu nicht in Form albanischer Piraten, er ist vielmehr berüchtigt für seine Untiefen – hier liefen schon einige Schiffe auf Grund. Für uns Seekajaker scheint der Golf von Korfu eher schmal als flach. Tages-Tour-Leader Lutz peilte bei der ersten Tour dementsprechend direkt das albanische Festland an und nimmt Kurs auf die Küstenstadt Saranda – zum Glück bemerken wir den Fehler früh genung – noch bevor wir griechisches Hoheitsgewässer verlassen haben. Dank dieser Erfahrung passiert und dies in den Folgejahren nicht mehr.

Wir paddeln an zahlreichen Kiesstränden mit glasklarem Wasser und einsamen Buchten vorbei, kurz hinter Kassiopi erreichen wir einen langen und flachen Sandstrand, an dem wir eine Zaziki-Time einlegen. Der Tag endet am nord-östlichsten Punkt der Insel. Als wir am späten Nachmittag anlanden, schwimmen hier noch vereinzelt Touristen im Wasser. Doch als die Sonne untergeht und wir die Zelte aufbauen, sind wir ganz allein. Das fauchen der Gaskocher leitet das Abendessen ein, danach genießen wir bei einem leckeren griechischen Rotwein die Einsamkeit. Nur wenige Kilometer entfernt vom touristischen Moloch Korfus: Den Orten Roda und Sidari.

Bilder oben: An Albanien vorbei zum ersten Übernachtungsplatz im Nordosten der Insel, von wo aus wie Sonnenuntergang wie Aufgang genießen können.

Tag 2: Kurs West!

Die aufgehende Sonne weckt uns. Nach entspanntem Frühstück beladen wir die Boote. Das geht schon deutlich schneller als am ersten Tag – jeder weiß jetzt schon ein bisschen besser, wo die Tomaten hingehören und wo das Kopfkissen. Wir haben eine lange Tagesetappe vor uns. Wir wollen die gesamte Nordküste verhaften, um dann in Richtung Westen abzubiegen und bis zur Doppelbucht von Afionas vorzustoßen. Zwischen 30 und 35 Kilometer ist diese Etappe lang, je nachdem, wie viele Buchten wir ausfahren oder abkürzen.

Mit Roda erreichen wir die Hochburg des britischen Pauschaltourismus. Heben wir den Kopf ein wenig und schauen über die Badegäste hinweg, erhaschen wir einen Blick auf eine noch größere Erhebung denn die des gut durchgebratenen britischen Bierbauchs. Denn über allem thront der über 900 Meter hohe Pantokrator, der höchste Berg der Insel.

Gegen Mittag erreichen wir Sidari. Hier ist Ruhe, denn die meisten Touristen treibt es in der Mittagshitze in die vielen kleinen Spielkasinos – mit Air Condition natürlich!  Wir shoppen noch schnell ein paar frische Lebensmittel und paddeln geschwind weiter. Erst durch den aus Sandstein und Lehm geformten Canal d´amour um später in Richtung Kap Drastis abzubiegen, dem nord-westlichsten Punkt der Insel. Die steilen Sandsteinklippen und die vom Wind und Wasser ausgeformten Lehm-Formationen sind ein Fest für die Sinne. Sie sind vom klaren Wasser umspült, es schimmert in allen Blautönen. Der helle Sand am Meeresgrund trägt zum perfekten Farbenspiel bei.

Bilder oben: Am Pantokrator vorbei zum Kap Drastis.

Die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel und nur eine frische Brise weht uns ins Gesicht. Der majestätische Blick auf die folgende Kreidefelsen-Küste erinnert ein wenig an Rügen, nur in wärmer…

Gute Zehn Kilometer folgen wir den senkrechten Sandsteinklippen, dann erreichen wir den Hafen von Agios Stefanos. Hier wird es zum ersten Mal etwas unruhiger. Kurze knackige Wellen lassen unsere Boote am westlichsten Punkt Korfus tanzen. Unterstützt vom stetigen Rückenwind sind wir schnell an unserem heutigen Übernachtungsplatz. Die Einfahrt zu dieser grandiosen Doppelbucht liegt gut versteckt zwischen steilen Wänden – hier hat sich der Sandstein bereits verabschiedet und harter Granit hat seinen Platz eingenommen. Vom Meer aus hätte niemand an dieser Stelle ein so malerisches Nachtlager erwartet. Zwei Minuten später landen wir am kleinen Strand an und springen ins Wasser.

Mit untergehender Sonne machen wir uns zu einer kleinen Wanderung auf. Bergauf geht es zum Dorf Afionas. Während der Wanderung genießen wir die Aussicht auf unsere Bucht und auf die winzigen bunten Kajaks. Als wir auf Höhe des Dorfes ankommen, versinkt gerade die Sonne im Meer und tränkt alles in kitschige Farben.

Wir kehren in die Taverne „Panorama“ ein. Neben hervorragendem Abendessen offenbart sich von hier der Blick auf die unendliche Westküste und auf die Bucht von Agios Georgios. Als uns der freundliche Gastwirt fragt wo wir untergekommen sind antworten wir: am Strand! Lachend bringt er noch einen Ouzo. Während unsere Handylampen den steilen Pfad zurück zu unserer Bucht erleuchten fragen wir uns, ob der Wirt uns wohl abgekauft hat, dass wir unsere Zelte am Strand aufgebaut haben um dort einsam und verlassen die Nacht zu verbringen…

Bilder oben: Vom Kap Drastis Richtung Afionas. Dann in der Bucht Zelte aufbauen und auf zum verdienten Futter nach kurzer aber steiler Wanderung und grandiosem Sonnenuntergang!

Tag 3: Die Bilderbuch-Küste

Obwohl wir dachten, dass das Meer auf den vorherigen Etappen schon unfassbar klar und sauber war, werden wir auf dieser Etappe eines besseren belehrt. Die Sandstrände sind groben Kiesstränden gewichen, das Meer an der schroffen Westküste ist unergründlich tief, die Felswände fallen steil ab.  Kaum ein Körnchen Sediment findet sich im Wasser, der blaue Himmel spiegelt sich. Wir können kaum an uns halten, pausieren immer wieder um eine Bade- oder Schnorchel-Pause einzulegen. Bei gut dreißig Grad sorgen diese Stopps für die nötige Erfrischung. Von Bildern wissen wir, wie es im Sommer hier zugehen kann – weiße Yachten und Segelboote säumen die Buchten. Bei uns ist Ruhe, lediglich ein kleines Fischerbötchen tuckert am Horizont entlang. Keine Spur von Touristenschwärmen, dafür sehen wir zahlreiche fliegende Fische und sogar einige Delfine!

Am frühen Abend erreichen wir meine persönliche Lieblingsbucht. Als wir auf den kleinen Strand zufahren vermutet niemand, welch Seekajak-Traum sich hier befindet. Vom Wasser aus wirkt die Bucht viel kleiner als sie wirklich ist. Doch der Kiesstrand ist weitläufig genug für unsere Zelte. Auch können wir ausreichend Abstand zu den steinschlag gefährdeten Steilwänden halten. Wir errichten das Camp und bereiten das Abendessen.

Bilder oben: Eindrücke von der wunderbaren Westküste.

Tag 4: Endlose Strände

Am vierten Tag hat uns in den ersten drei Jahren das Wetter übel mitgespielt. Durch Sturm und Gewitter endeten die ersten zwei Korfu-Reisen bereits am vierten Tag mittags in der kleinen Ortschaft Agios Gordis, im dritten Jahr haben wir es ein Stück weiter, nach Gardenos, geschafft. Dass uns dreimal in Folge das Wetter am vierten Tag die Reise verhageln wollte, hätte uns eigentlich an Korfu zweifeln lassen müssen. Doch wir haben weiterhin an einen echt verrückten Zufall und nicht an den Zorn der Götter geglaubt und sind deshalb auch 2017 und 2018 wieder angetreten. Und unsere Hartnäckigkeit wurde belohnt. Wir haben in den beiden letzten Jahren die erfolgreiche Umrundung der Insel hingelegt. Doch trotz des Wetters gab es auch in den ersten drei Jahren keinen Grund zur Klage. Zwar war die Insel-Umrundung gescheitert, daür haben wir jeweils eine Einheit Brandungssurfen und Paddeln bei Wind und Welle eingebaut, was den Teilnehmern ebenfalls gut gefallen hat – vor allem in Verbindung mit der griechischen Gelassenheit und dem guten Essen im Hotel “Romantic Palace” 😉

Wenn das Wetter mitspielt, wie in den Jahren 2017 und 2018, gibt es auch auf der vierten Etappe einiges zu entdecken. Das Bild der Insel wandelt sich wieder komplett. Der schroffe Granit weicht weicherem Sandstein, die gesamte Küste wird von kleinen, völlig einsamen Stränden begleitet. Lediglich an wenigen Zugängen haben sich Tavernen, kleine Ortschaften und Häfen angesiedelt. Spätestens am langen Sandstrand am “Lake Korrision” schlagen wir die Zelte auf. Mit etwas Glück entdeckt man auf der anderen Seite des Strandes, am Ufer des Süßwasser-Sees, seltene weiße Flamingos, die im Wasser nach Fröschen, kleinen Fischen und Krebsen fischen. Sicher hingegen ist der grandiose Sonnenuntergang. Kein Fels, kein Baum versperrt die Sicht auf das allabendliche Spektakel am Lake Korrision.

Bilder oben: Surfen wie in den Jahren 2014 bis 2016 oder weiter der grandiosen Küste folgen und das Zelt am Lake Korrosion aufschlagen wie 2017 und 2018.

Tag 5: Südkap

Auf dieser Etappe geht es bereits auf die Schluss-Gerade. Mit einem furiosen Finale in Form des steil eingefassten “Paralia Artkoudillas” verabschiedet sich die steile Westküste und fließend geht es im Süden auf die deutlich flachere Ostküste über. Hier schlagen wir noch einmal die Zelte auf. Und obwohl die Insel selbst hier nur kleine, flache Strände bietet, können wir uns an den Bergen des griechischen Festlands satt sehen. Vor allem am nächsten Morgen, wenn die Sonne über den hohen Gipfeln des Pindos-Gebirges aufgeht, bietet sich ein tolles Licht- und Farbenspiel.

Bilder oben: Rund um die Südspitze Korfus. Letztes Camp an der Ostküste.

Tag 6: The End

Der letzte Tag unserer Reise. Wir haben noch einmal knapp über dreißig Kilometer zu bewältigen. Deshalb stehen wir auf, als die Sonne über den Bergen aufgeht und unsere Zelte beleuchtet. Die letzte Etappe ist nicht mehr so spektakulär wie die ersten fünf. Doch das glasklare Wasser und die kleinen weißen Strände an der steil abfallenden Ostküste bieten wieder ein komplett anderes Bild. Je näher wir unserem Ziel, der Inselhauptstadt Kerkyra, kommen, desto bebauter wird es. Gegen Mittag pausieren wir noch einmal in einer richtig guten Taverne, bevor es an die letzten fünfzehn Kilometer geht. Kurz vor dem Ende kommen wir noch an Sissis Ferien-Palast vorbei, dem “Achillion”. Dann erreichen wir mit der “Mäuseinsel” den Stadtteil Kanoni, wo unsere Reise rund um die Insel Korfu endet.

Nach dem Paddeln checken alle Mitreisenden im Hotel direkt am Flughafen ein, danach stürzen wir uns in das korfiotische Nachtleben. Von wirtschaftlicher Krise ist hier nicht viel zu spüren. Die Wirtschaften in Korfu-Stadt sind gut gefüllt, die Stimmung ist ausgelassen.

Auf der Suche nach einem geeigneten Restaurant für unser letztes griechisches Abendmal stolperten wir 2014 über eine von außen etwas runtergekommene doch irgendwie einladende Taverne. Auch innen wirkte alles ein bisschen chaotisch, eben genau wie wir es mögen. Als uns der Kellner dann Stift und Zettel hinlegt und wir selber die Bestellung aufschreiben dürfen, Gott sei Dank in Englisch, staunen wir nicht schlecht. Falsche Lokal-Wahl fragen wir uns? Is ja auch nix los hier! Doch das Essen ist fantastisch einfach. Deshalb wundert es uns nicht, dass es zur späten Stunde immer voller wird und schließlich alle Tische besetzt sind. Als wir nach vollendetem Mal, leicht beschwipst und gut gesättigt, die Kaschemme verlassen, trauen wir unseren Augen nicht. Griechen und Touristen, bunt gemischt, stehen Schlange und hoffen in der nächsten Stunde einen Platz im Lokal zu erhaschen. Scheinbar haben wir durch Zufall das angesagteste Lokal der Insel entdeckt… Seitdem lassen wir hier unsere Korfu-Kurse und die Reise bei einem letzten gemeinsamen Essen ausklingen.

Bis spät in die Nacht zelebrieren die Griechen und die wenigen Touristen die lauen Herbstabende der Insel-Hauptstadt. Leicht angeschlagen vom Rezina schlürfen wir ich Richtung Hafen und fallen in unseren mit Seekajaks beladener Bus. Der wartet bereits den ganzen Tag unter dem Hinweis-Schild „Absolutes Parkverbot“ auf uns. Wir fallen in einen geruhsamen Schlaf und träumen von den sanften Wogen des Meeres – kalinichta Korfu.

Bilder oben: Der letzte Tag führt uns zur Mäuseinsel und anschließend in die tolle Altstadt von Korfu-Stadt.

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