Seekajak-Abenteuer Kreta Teil II – ab in den Süden

Die Südküste Kretas. Hippies, Auswanderer aber auch tausende Touristen haben diesen einsamen Küstenstreifen in den letzten Jahrzehnten lieben gelernt. Doch niemand kann ihn so hautnah und salzig erleben wie wir Seekajakfahrer. Teil zwei unserer Kreta-Pilottour 2019 führt uns vom einsamen Südwesten bis in den Ferienort Plakias. Teil I unserer Kreta-Reise findest du hier!

Die Sonne kitzelt uns wach. Wir sind ganz im Südwesten der Insel Kreta und haben nur wenige Kilometer östlich des berühmten Elafonissi-Beach unser Lager aufgeschlagen. Die letzten Tage lehrten uns, früh aufzubrechen. Am Nachmittag hat uns die Insel Kreta bisher jeden Tag mit einer ordentlichen Portion Wind einzuschüchtern versucht. Doch bisher sind wir stark geblieben, haben den Early Bird gemimt und versucht allen Wettern zu trotzen. So auch heute. Erstes Ziel des Tages ist der Ort Paleochora. Hier sind Nadja und ich im Jahr 2010 zu unserer ersten Kreta-Reise aufgebrochen. Hier ist damals auch unsere Liebe zu Kretas Südküste entbrannt.

Zirka achtzehn Kilometer sind es bis Paleochora. Wir planen gegen Mittag dort einzutrudeln. So können wir nicht nur einkaufen, sondern gleich einen kleinen Snack in einer der schönen Tavernen direkt am Wasser einwerfen.

An diesem Morgen ist das Meer glatt und wir kommen zügig voran. Gegen zwölf Uhr erreichen wir den kleinen Stadt-Strand und sofort schwärmen aus. Wir finden einen kleinen Laden, in dem uns der Besitzer und seine Frau noch persönliche Empfehlungen aussprechen. So kaufen wir kretisches Gebäck und Schafskäse aus dem Nachbarort anstelle der abgepackten Industrie-Waren. Danach snacken wir Zaziki und Saganaki mit Blick auf die Südküste. Majestätisch erheben sich die „Lefka Ori“, die weißen Berge, am Horizont. Wir wissen, dass vor uns eine der schönsten Seekajak-Etappen Europas liegt.

Bilder oben: Ablegen und lospaddeln: Das Ziel zur Mittagspause heißt Paleochora.

Das Tagesziel heißt Sougia. Der kleine Ort ist uns in bester Erinnerung. Vor gut zehn Jahren konnten wir hier am Strand unsere Zelte aufbauen, direkt neben der Ortschaft, zwischen ein paar Einsiedlern und ihren baufälligen Behausungen aus Plane, alten Zelten und Mercedes-Transportern aus lang vergangenen Zeiten. Doch als wir nach einer entspannten, extrem sehenswerten Etappe entlang der Steilküste den kleinen Ort erblicken, schaudert es uns. Am westlichen Ende, nahe des kleinen Hafens, erblicken wir Reisebusse. Noch traumatisiert vom Elafonissi-Beach ahnen wir das Schlimmste. Doch je näher wird dem Ort kommen, desto erfreuter sind wir. Die Reisebusse stehen am Anleger der kleinen Fähre, die Sougia mit den anderen winzigen Orten der Südküste verbindet. Dazu muss gesagt sein, dass einige Orte an der Südküste Kretas ausschließlich mit dem Boot, also über den Wasserweg, erreichbar sind. Die Busse warten demnach nur auf die Tagesausflügler und die einlaufende Fähre.

Erleichtert peilen wir den Strand östlich der Ortschaft an. Wie schon vor zehn Jahren erblicken wir unter gedrungenen Bäumen am Strand einige Zelte. Mit dem Anlegen sind wir uns sicher: Hier hat sich nichts verändert. Wir räumen die Kajaks aus und bauen die Zelte auf. Wild und ein bisschen hippimäßig, direkt neben den alten Bussen der Aussteiger.

Die Sonne brennt und beim Zelte aufbauen wird uns ganz schön warm – Gott sei Dank gibt es eine Taverne mit kühlen Getränken am Strand. So können wir uns abkühlen, bevor es zur „Holländerin“ in die Taverne geht – eine Empfehlung meiner Mutter. Eine sehr gute wie sich später herausstellen wird!

Bilder oben: Sougia Paradies 😉

Der Tag beginnt mit einem strahlend-blauen Himmel. Wir sind früh auf – wir lassen uns nicht täuschen. Doch heute tut es weh. Die Holländerin hat nicht nur Hustensaft serviert – Wein und Raki haben Spuren hinterlassen. So wie es aussieht bei allen!

Doch es hilft nichts. Wir brechen auf. Und dass wir früh dran sind, zahlt sich einmal mehr aus. Bereits beim Ablegen kriegen wir die ersten Böen zu spüren. Wir haben Gegenwind und die Steilküste reflektiert die Windsee und formt kabbelige Kreuzwellen. Im Windschatten pausieren wir. Aussteigen ist an der Küste allerdings nur selten möglich. Mehr als einmal überlegen Nadja und ich umzudrehen. Ich bin dafür, Nadja dagegen, dann umgekehrt. Schließlich arbeiten wir uns langsam vorwärts. Das Ziel ist der Hafenort Agia Roumeli. Hier könnten wir die Seekajaks auf die Fähre laden und so das Tagesziel, einen kleinen Strand kurz vor Loutro, erreichen. Wir haben bereits zwei halbe Tage durch das Wetter eingebüßt, somit ist unser vorsichtig definiertes Ziel der Reise, der Ort Matala, schon in weite Ferne gerückt. Doch nach Plakias wollen wir es schon schaffen – natürlich nur, wenn die Sicherheit der Gruppe nicht leidet. Aber ein bisschen weh tun darf es bei einer Pilottour schließlich 😉

Wir kämpfen uns vor, Bucht für Bucht. Dann kommen wir in Agia Roumeli an. Mittlerweile hat sich zum Sturm noch Regen gesellt. Unter einem Sonnenschirm, auf zwei Sonnenliegen halten wir Kriegsrat. Die Fähre würde uns mitnehmen bis nach Chora Sfakion, das haben wir schon geklärt. Doch kommt sie erst im Dunkeln dort an. Wir müssten also eine Unterkunft mit freien Zimmern finden. Das wird nicht leicht. Nach kurzer Diskussion entschließen wir, uns aus eigener Kraft weiter vor zu kämpfen. Eine gute Entscheidung. Der Sturm legt sich langsam, das Meer beruhigt sich zunehmend. An diesem Tag schaffen wir trotz rauer See und meuternder Matrosen gute fünfunddreißig Kilometer. Wir kommen am geplanten Strand kurz vor Loutro an. Zu unserer Freude ist die kleine Taverne oberhalb der Bucht geöffnet. Schnell sprinte ich die kurze steile Treppe hinauf und kläre die Übernachtung sowie das Abendessen. Der Wirt und seine Mitarbeiter sind nicht nur superfreundlich und lassen uns unsere Zelte am Strand aufbauen, sie bewirten uns auch großartig und spendieren mehr Raki als wir trinken können…

Hammerwetter am nächsten Morgen. Wir durchschauen das Spiel und legen früh ab. Nach einer kurzen Stipvisite in Loutro bringen wir die ersten achtzehn Kilometer bis nach Frankokastro hinter uns und lassen Chora Sfakion links liegen. Doch dann haben wir Hunger. In einer Superduper-Taverne bekommen wir ein richtig gutes Mittagessen. Gestärkt starten wir zu den letzten sechzehn Kilometern. Heute bleibt das Meer ruhig, wir fahren einen akzeptablen Schnitt – obwohl alle von den letzten Tagen gut im Eimer sind.

Bilder oben: Zwischen Marmara Beach und Plakias

Am Strand in Plakias klatschen wir ab. Wir freuen uns wie die Schneekönige als Lutz und Lotta uns in Empfang nehmen. Kurz vor Sonnenuntergang haben wir die Kajaks leer geräumt und auf dem Hänger verzurrt. Die Taverne Kiri Kiri und die Teilnehmer der Seekajak-Kurse, die mit Lutz und Christian Dingenotto in Plakias stattgefunden haben, begrüßen uns mit vollen Biergläsern und Weinkelchen.

Der Abend und die Pilottour entlang der Küste Kretas endet in der besten Cocktailbar des Ortes.

Yammas

Bilder oben: Ankunft in Plakias.

Unsere Kreta-Reise bieten wir aller Voraussicht nach 2021 wieder an. 2020 geht es neben Korfu und Lefkas auch auf den wunderschönen Peloponnes. Schau dir unser Griechenland-Programm an.

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