Lettmann Manta vs. Rocky: Creeker-Vergleich

Bereits vor drei Jahren hat der Lettmann Manta das Licht der Welt erblickt. Nach der sehr erfolgreichen Granate war er Lettmanns zweiter moderner Creeker. Im Frühjahr 2020 kam der Rocky hinzu – und es ist unschwer zu erkennen, dass dieser eine Menge Gene der bewährten Granate in sich trägt. Doch wie unterscheiden sich die beiden aktuellen Lettmann-Modelle voneinander? Für wen empfiehlt sich welcher Creeker? Wir wollen aus der Praxis mit beiden Kajaks berichten.

Manta

Der Manta unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von anderen modernen Creekern und hat bereits während der ersten Testfahrt, das war vor rund drei Jahren auf der Murg, meine gute alte Granate abgelöst. Ich war sofort überzeugt von seinem stark abgerundeten Unterschiff, das mit einer ordentlichen Portion Volumen ausgestattet ist. Obwohl recht rund, bietet es eine hohe Anfangsstabilität, was auf den ersten Blick nicht unbedingt zu vermuten ist. Das durch die Unterschiffform bedingte „rundere“ Fahrverhalten bietet im steilen und verblockten Wildwasser unumstritten Vorteile. Das Anschanzen von und das Abgleiten an Felsen und Platten ist deutlich smoother als es bei Creekern mit ausgeprägter Kante und deutlichem Flachboden der Fall ist. Landungen nach höheren Stufen oder im grünen Unterwasser sind weniger schmerzhaft.

Ein rundes Unterschiff kann nach hohen Stufen Vorteile haben, wir hier an den Mariua-Falls, NZ.

Zusammen mit dem ausgeprägten Rocker, der Aufbiegung des Vorderschiffs, ist der Manta zudem extrem drehfreudig. Und diese Wendigkeit wird dem Kajak manchmal auch ein bisschen zum Verhängnis – zumindest dann, wenn man ihm keine längere Eingewöhnungsphase einräumt. Nicht bei jedem ist die Beziehung zum Manta „Liebe auf den ersten Blick“. Denn der Manta will, bewegt man ihn auf leichtem Wildwasser, und dabei meine ich wirklich leichtes Wildwasser der Stufe eins bis zwei, immer Kurven fahren. Er liebt Kurven – meist mehr als sein Paddler. Paddelt man sich ein, etwa auf der Saalach bei Lofer, wo man am Camping Grubhof einsteigt, hat man das Gefühl, das Kajak „heute nicht im Griff zu haben“ und will am liebsten schon vor der Slalomstrecke, dort wo das eigentliche Wildwasser beginnt, aussteigen. Doch bereits im mäßig sportlicheren Wasser der Slalomstrecke, WW III, ist diese Unsicherheit wie weggeblasen. Mit etwas Zug läuft der Manta wie an der Schnurr gezogen, dann greifen die Rails im Hinterschiff und geben viel Führung. Nach den ersten zwei Kehrwassern wandelt sich die Stimmung und der Loferschlucht steht nichts mehr im Wege. In den Stufen und Rutschen nach dem Teufelssteg fährt sich dann kein Creeker so elegant, lässt sich so leicht boofen und kanten und auf der Stelle drehen oder aus voller Fahrt im Kurs korrigieren. Der Manta macht dann einfach nur Spaß. Wer sich, trotz aktiver Fahrweise, noch mehr Spurtreue wünscht, der greife zum Schraubendreher und trimme den Sitz weiter nach hinten, dann greifen die ausgeprägten Rails am Heck früher und der Manta bekommt noch mehr Führung. Da der Manta ein wirklich agiles Kajak ist, macht der Trimm des Sitzes eine Menge aus.

Das Einsatzspektrum des Manta richtet sich an Fahrer von knapp 80 bis 100 Kilo netto. Ich selber wiege gut 90 Kilo nackig, dazu kommen bei mir immer mindestens zehn Kilo Rettungs- und Foto-Equipment im Heck des Kajaks. Und selbst bei dieser Beladung läuft der Manta noch schön trocken und hat noch Reserven. Paddler unter 80 Kilo sollten sich ggf. lieber im Rocky-Lager umsehen, der Manta wird bei weniger Zuladung noch wendiger, was auch zu viel des Guten sein kann, je nach Geschmack.

Durch die enorme Wendigkeit ist der Manta prädestiniert für enges und verblocktes Widwasser. Doch auch wasserreiches, technisches Wildwasser macht mit ihm Laune. Ich hatte ihn viel in Griechenland dabei, auch auf Korsika, in der Soca-Schlucht im Sommer und in der Lofer-Schlucht  bei eher wenig Wasser sowie im Engadin bei diversen Wasserständen. Auch in Neuseeland war er mir ein treuer Begleiter, zumindest auf den technischen und stufigen Wildwassern des Wairoa und Kaituna.

Doch es gibt auch Momente, in denen ich mir mehr Spurtreue und Führung und einen Ticken mehr Volumen gewünscht habe. Das war immer auf besonders wasserreichen Flüssen, etwa auf dem Mohaka (NZ) bei drückenden 100 Kubik oder auf der Loferschlucht bei gut eingeschenktem Pegel.

Manta auf Mohaka. Bei so viel Wasser kommt der Rocky ins Spiel, der bei pilzendem Wasser, fetten Eddylines und undefiniertem Gebrodel seine Vorteile ausspielt.

Bilder oben: Lettmann Manta im Einsatz auf diversen Flüssen zwischen 2018 und 2020

Rocky

Mein Gewicht ist ja kein Geheimnis mehr, hat es bereits weiter oben im Text Erwähnung gefunden. Bei meinen 90 Kilo stellt sich beim Rocky nun die Frage: Rocky L oder XL. Das Boot gibt es schließlich in drei Größen, den Manta hingegen nur in einer (L).

2020 bin ich viel im Rocky L unterwegs gewesen. Auf der Lammer, der Soca und im Engadin, immer bei eher niedrigen bis mittleren Wasserständen. Der Rocky L ist leicht zu fahren. Das relativ schlanke Boot, er ist etwa so breit wie der Manta, hat allerdings ein deutlich flacheres Unterschiff als der Manta, eine ausgeprägtere Kante und ist dadurch etwas weniger agil, es braucht einen kleinen ticken mehr Einsatz, wenn es ums Boofen, Anschanzen und Kanten geht. Dafür ist er deutlich spurtreuer, auch im leichten Wildwasser. Doch ist der Rocky L die richtige Größe für mich? Dies kann ich klar verneinen, denn die Vorteile des Manta, der von den Abmessungen zwischen Rocky L und XL angesiedelt ist, überwiegen hier. Der Manta macht bei 90 Kilo mehr Spaß, booft leichter und bietet dieselben Sicherheiten bei mäßig Wasserdruck, vor allem, wenn auch noch Rettungs- und Fotoequipment im Heck schlummern. Beim Rocky greife ich definitiv zur XL-Variante. Denn mit dieser Größe gewinne ich auch bei viel Wasserdruck ein klares Plus an Sicherheit. Der mächtige Bug mit dem vielen Rocker und Volumen läuft immer trocken, so bleibt man auch nach wuchtigen Stufen Herr der Lage. Wenn es am deutlich schmaleren Heck des Manta oder Rocky L schon zieht und zerrt, bleibt das des Rocky XL noch unbeeindruckt. In der Dreierkombi der Teufellsschlucht lande ich gechillt im Kehrwasser nach entspanntem Boof über die mittlere Stufe und das Boot fühlt sich trotz Presswasser von rechts und pulsierender Kehrwasserlinie links sofort sicher an. Zwei Schläge und der Rocky ist wieder auf Fahrt, beschleunigt voll in Richtung nächster Stufe, unbeeindruckt von Seitenwasser oder Pilzen. Da fühlt man sich einfach gut aufgehoben.

Was dem fortgeschrittenen Paddler in der Loferschlucht gefällt oder bei der Anfahrt auf die Abrisskante, nämlich ein absolut vorhersagbares und kontrolliertes Fahrverhalten, auch bei Seitenströmung und Presswasser, das weiß der Einsteiger in unseren Kajak-Kurses bei der Anfahrt auf ein Kehrwasser oder auf die erste herausfordernde Stelle auf der guten, alten Soca ebenfalls zu schätzen.

Bilder oben: Lettmann Rocky auf diversen Flüssen in 2020 und 2021.

Fazit

Der Manta sollte vor allem von sportiven Paddlern mit einer soliden Technik ins Auge gefasst werden. Auch sportlich ambitionierten und motivierten Einsteigern mit hoher Frustrationsschwelle macht er das Kanten, Boofen und Schanzen üben leicht. Man muss aber wissen, dass man sich die Vorteile des agilen Kajaks mit einer aktiven Fahrweise erkaufen muss. Der Rocky hingegen ist eine sichere Bank, ein Kajak, das nie die Ausrede sein kann, einen Abschnitt nicht zu fahren. Er ist super sicher, trotzdem gut zu manövrieren und kann natürlich auch auf verblocktem Wildwasser, etwa auf Korsika, super sicher und mit viel Freude gepaddelt werden. Er ist ganz klar leichter zu paddeln als der Manta, bewegt man sich aber in der Gewichtsklasse zwischen 80 und 90 Kilo, so sollte man dem Manta auf jeden Fall eine längere Testfahrt einräumen – nicht selten war es zwischen Paddler und Manta „Liebe auf den zweiten Blick“.

Nadja, für die es nie einen passenden Manta gegeben hat, sie wiegt nur knapp 60 Kilo, ist übrigens im Rocky M unterwegs, der ihr hervorragend passt, extrem viel Sicherheit bietet und sich um einiges schöner fahren lässt als ihre alte Granate M. Größter Pluspunkt sind vor allem das viele Volumen im Bug, das dadurch hervorragende Auftauchverhalten und das sichere und voluminöse Heck des Rocky.

Die Eigenschaften des beschriebenen Rockys sind bei entsprechendem Gewicht auf die anderen Größen übertragbar. Deshalb möchten wir, anhand der Erfahrungen, die wir mit den Kajaks in unserer Kanuschule gesammelt haben, eine FahrerInnen-Empfehlung für Rocky und Manta aussprechen:

Wir würden die Kajaks für folgendes Fahrer-Gewicht (nackig nach dem Aufstehen) empfehlen:

Rocky M: 55 – 75 Kilo, Idealgewicht 65 Kilo

Rocky L: 70 – 90 Kilo, Idealgewicht 80 Kilo

Rocky XL: 85 – 110 Kilo, Idealgewicht: 95 Kilo

Manta L: 80 – 100 Kilo, Idealgewicht: 85 Kilo

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