Flussführer Griechenland: unterer Acheloos, Pindosgebirge

Einer der wasserreichseten Flüsse Griechenlands und damit auch einer der wassersichersten Kandidaten für einen Wildwasser-Tour im Frühjahr ist der Acheloos. Er entspringt am Lakmos-Massiv im Pindos-Gebirge und hat ein riesiges Einzugsgebiet. Leider sind große Teile des Unterlaufs des Acheloos gestaut und enden kläglich im riesigen Kremasta-Staudamm. So teilt er sein Schicksal mit vielen weiteren Flüssen. Es bleibt uns Paddlern somit neben dem Oberlauf in der “griechischen Schweiz” nur ein Stück des untere Acheloos ab dem Mesochora-Damm. Auf diesen letzten Teil bezieht sich diese Beschreibung.

Steckbrief unterer Acheloos ab Mesochora:

Länge: Ca. 14km, ca. 3 Stunden bei der persönlichen Erstbefahrung

Schwierigkeit: WW III/III+ (IV)

Charakter: Größtenteils offenes Wildwasser in einer beeindruckenden Großschlucht, häufig entlang der Straße. Lediglich im unteren Teil ab dem Mittelausstieg fließt der Acheloos fernab der Straße durch eine kurze, engere Schlucht und der Fluss entfernt sich kurzzeitig von der Straße

Gefahren: Achtung vor Eisen im Fluss. Vor allem auf den ersten ein bis zwei Kilometer vermehrt Moniereisen und Metallschlaufen im Fluss. Im späteren Verlauf Vorsicht vor Brückenteilen im Fluss.

Einstieg: Unterhalb des Damms in Mesochora. Achtung: Die Straße runter zum Fluss ist teilweise beschädigt, stark unterspült und im Frühjahr 2024 hat eine kleine Mure das Wenden und Parken am Ende auf der Wiese am Ausstieg nahezu unmöglich gemacht. Vor allem mit Fahrzeugen länger als 6 Meter die Zufahrt nicht befahren, da wenden unter Umständen nicht möglich ist. Besser oben an der Abbiege parken und die Kajaks gut 10 Minuten zum Einstieg tragen. Google: https://maps.app.goo.gl/QJCm3UFUyEUpge8s6

Ausstieg 1: An der Brücke nach Korifis: Google: https://maps.app.goo.gl/KS7ba61GyLE6SUng8

Ausstieg 2: An der Brücke nach dem Kraftwerkseinlass: Google: https://maps.app.goo.gl/sCFGyQCBdZfvSeNX6

Shuttle: One way rund 30 Minuten

Beschreibung:

Der Acheloos ist ein sicher Kandidat auf jeder Griechenland-Reise. Er hat fast immer ausreichend Wasser. Dabei bietet er in Jahren mit wenig Niederschlag glasklares und technisches Wildwasser und ist mit seinen gut definierten Eddylines, Rocksplat-Felsen und Wellen ein toller Playrun. Bei viel Wasser kann er hingegen beeindruckend wuchtig sein. Nur dann erreicht er den vierten Grad. Der Acheloos sollte schon vor rund 15 Jahren auch auf dieser Strecke durch den Damm in Mesochora trockengelegt werden. Der beeindrucken hässliche Damm wurde aber nie in Betrieb genommen und so läuft das Wasser einfach durch den Stollen. Leider wird die Freude am Wassersport durch oben genanntes Eisen im Fluss geschmälert. Also bitte mit offenen Augen paddeln, vor allem auf den ersten Kilometern nach dem Einstieg.

Eigentlich bildet der Acheloos in vielerlei Hinsicht eine Ausnahme in Griechenland. So fließt er nahezu auf der gesamten Strecke nah der Straße, zahlreiche Brücken überspannen den Fluss. Lediglich in der zweiten Hälfte entfernt er sich kurz und fließt durch eine kurze Klamm. Bei viel Wasser lauern hier die schwersten Stellen und die größten Walzen. Auch zum Ende der Strecke, dort wo einmal der Auslass des gestauten Wassers geplant war, wartet bei viel Wasser, und nur dann, eine große, rückläufige Walze in Flussmitte. Am besten rechts an der Wand oder links umfahren. Bei wenig Wasser ist diese Stelle kein Problem.

Das Tal des Acheloos mutet in diesem Teil wie ein einziger, doch wunderschöner “Lost Place” an. Vereinzelte Hirten und kleine Betriebe haben sich hier angesiedelt, vieles erinnert noch an das Staudamm-Projekt, das vor vielen Jahren schon ad Akta gelegt wurde. Tourismus findet hier fast keiner statt, da wohl immer die Gefahr der Inbetriebnahme des Damms wie ein Damoklesschwert über dem Tal schwebt. Leider wurden 2023 auch tatsächlich wieder Überlegungen von der aktuellen, konservativen griechischen Regierung angestellt, den Damm in Mesochora doch noch in Betrieb zu nehmen. Das wäre für den Kanusport in Griechenland eine echte Katastrophe. Wir hoffen aber mal, dass die Bauherrn genauso an der Umsetzung zweifeln, wie wir. Denn die urlalte, ungewartete Infrastruktur wirkt nicht so, als könne man in naher Zukunft hier ein Kraftwerk in Betrieb nehmen. Und es sind ja auch irgendwann wieder Wahlen in Griechenland…

Durch die vielen brachliegenden Flächen entlang des Flusses bieten sich viele Stellen zum wilden Campieren an. Trotz der teilweisen Zerstörung des Tals durch die Straße und die Bauarbeiten an den Dämmen, sind das Tal des Acheloos und seine Berge rundherum wild und wunderschön. Die schneebedeckten Hügel im Hintergrund blitzen in der Sonne, der Fluss und die losen Hänge arbeiten daran, immer mehr vom Tal zurückzuerobern. Es ist eine gut erschlossene, wenig besiedelte Wildnis im steten Wandel.

Bilder unten: Acheloos im Frühjahr 2023/2024 bei eher wenig Wasser – trotzdem ein Träumchen!

Abonniere unseren Newsletter

Wenn dich interessiert wo wir uns rumtreiben, wo wir demnächst mit dir paddeln gehen könnten und was es sonst so Neues aus der Kanusport-Welt gibt, dann melde dich zu unserem gar nicht so häufig verschickten Newsletter an.